Ressourcenorientierte Traumatherapie

"Somatic Experiencing"

"Seit heute, aber jetzt für immer 

Weiß ich: die Erde ist wirklich warm.

Ich gebe der Nessel den Brand zurück

Und dem Igel die Stacheln.

 Seit heute ist alles mein Schutzpatron

Und die ganze Welt eine Weidenwiege. ..."

Christine Lavant

 

Ein Trauma kann durch jedes Ereignis entstehen, das unsere Fähigkeiten übersteigt, wirkungsvoll zu reagieren. Geraten wir in eine Gefahr, reagieren wir instinktiv aus den ältesten und tiefsten Strukturen unseres Gehirns, die wir mit allen Säugtieren gemein haben: dem sogenannten Reptiliengehirn oder Hirnstamm. Wir orientieren uns und suchen die Gefahr einzuschätzen. Erleben wir die Situation als bedrohlich, aktiviert der Hirnstamm alle Energie für die Überlebensreflexe Flucht oder Kampf. Haben wir die Situation erfolgreich bestanden, findet unser Organismus in der Regel auf natürliche Weise wieder sein Gleichgewicht. 

 

Ist das Ereignis aber so überwältigend, dass wir nicht kämpfen oder fliehen können, greift der Totstellreflex. Gibt es kein Entrinnen mehr, erstarren wir genau wie die Tiere. Nach außen hin wirkt unser Körper inaktiv, innen jedoch ist er voll aufgeladen. Die  mobilisierten Kräfte verbleiben im Körper und unser Gehirn geht aufgrund des hohen Energieniveaus davon aus, dass die Gefahr noch weiterhin besteht. So entstehen gemäß Somatic Experiencing die vielfältigen Symptome, die bei Posttraumatischen Belastungsstörungen zu beobachten sind, wie z.B. Übererregbarkeit, Angst, Panik, tiefgreifende Gefühle von Entfremdung, Probleme mit Kontakt und Nähe, chronische Schmerzen, permanente Erschöpfung. Der Körper verliert seine Fähigkeit zur Selbstregulation, die Zyklen von  Aktivität und Ruhe, von Anspannung und Entspannung funktionieren nicht mehr, bzw. nicht mehr ausreichend. Obwohl wir in der Regel wissen, dass die überwältigende Situation hinter uns liegt, erfahren wir keine Sicherheit mehr, sei es in der Welt als solches, in unserem Innenleben oder in Beziehungen zu anderen.  

 

Unser Hauptanliegen in der Arbeit ist es, dem Nervensystem wieder zu seiner natürlichen Regulationsfähigkeit zu verhelfen. Das bedeutet, dass wir dem Körper helfen müssen, die gebundene Energie sicher zu entladen. Wesentliche Arbeitselemente hierfür sind: Zugang zum ganzheitlichen inneren Empfinden, dem sog. Felt Sense,  schaffen, Ressourcenbildung und Arbeit in kleinen Schritten, die sogenannte Titration. 

Für fast alle von uns sind Krieg, schwerer Missbrauch, Gewalt und Natur-katastrophen traumatisierend. Aber auch scheinbar alltägliche Ereignisse, wie z.B. invasive medizinische Eingriffe, Stürze oder der Verlust eines nahen Menschen können traumatisierend wirken. 

 

Eine erschreckende überwältigende Erfahrung  an sich macht jedoch noch kein Trauma. Das Entstehen von Trauma, bzw. posttraumatischen Belastungszuständen, ist abhängig von eigenen Ressourcen, Lebensumständen und Alter, und auch davon, ob und welche Form von Unterstützung wir nach der überwältigenden Erfahrung bekommen. 

 

Letztlich gibt uns jede Heilung von oder Arbeit an erlebter Traumatisierung die Möglichkeit, mehr von unserem Potential zu leben. Jeder/e von uns antwortet anders auf erfahrenen Schrecken, und in dieser Antwort ist oft die ganze Lebensgeschichte zu erkennen. Wir müssen uns in der Heilungsarbeit oft mit Themen und tiefen Mustern auseinandersetzen, die durch die Traumatisierung aktiviert wurden und die unser Leben vielleicht schon lange eng gehalten haben. Darin kann immer auch eine große Chance liegen.

 

Die Somatic Experiencing Traumaarbeit wurde in ihrem Ursprung von dem amerikanischen Biologen und Psychologen Peter Levine entwickelt, und ich bin sehr dankbar, dass ich meine Grundausbildung bei ihm persönlich machen konnte. 

 

Das Wissen, Verstehen und Erkennen der Prozesse  im Nervensystem, die bei jeder psychotherapeutischen und auch spirituellen Arbeit, gleichzeitig ablaufen, ist für mich eine der entscheidenden Grundlagen meiner Arbeit.    


 

Stillpoint – Praxis für Psychotherapie (HPG)

Najma E. Neuhoff

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